„People are people …“ – Fotoprojekt von Martin Gommel über Flüchtlinge

Fotoprojekt - Keba by Martin Gommel

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ heißt es im deutschen Grundgesetz. Und doch, so scheint es nicht erst seit PEGIDA, sind manche „gleicher“, geachteter und geschützter, während andere ausgegrenzt und stigmatisiert werden.

„Denen kannst du nicht helfen“, sagte einmal ein Lehrer zu Martin Gommel. „Das sind Asylanten.“ Ein Satz zwischen Resignation und blanker Ablehnung, der den Teenager erschüttert und prägt. Jahre später ist Gommel professioneller Fotograf – und will sich noch immer nicht mit dieser vorschnellen Verurteilung abfinden. Er möchte helfen Flüchtlinge in Deutschland willkommen zu heißen und dem scheinbar namenlosen „Menschenstrom“ aus aller Herren Länder buchstäblich ein Gesicht geben. Es entsteht ein Fotoprojekt, das seines Gleichen sucht.

Gommels Fotoprojekt zeigt Individuen anstatt eines namenlosen Flüchtlingsstroms

„Das Letzte, was diese Menschen wollen, ist Mitleid“, erklärt Gommel bei seinem Foto-Vortrag im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus. „Sie wollen gehört werden und dass jemand für sie da ist.“ Also stellt sich der junge Mann vor die Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge des Landes Baden-Württemberg (kurz: LEA) in der Durlacher Allee Karlsruhe, sucht das Gespräch mit einzelnen Flüchtlingen und schafft Momentaufnahmen, die aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Sein Ausdrucksmittel der Wahl: aussagekräftige Schwarz-Weiß-Porträts, die er mit den persönlichen Erzählungen seiner Gesprächspartner verbindet und bei Facebook und Tumblr online stellt.

Menschen unterschiedlichster Nationen werden gehört und gesehen

Seine Close-ups zeigen Menschen unterschiedlichster Nationen; die Geschichten dahinter zeichnen (auch im Wortsinn) besondere Lebensläufe nach. In den Bildern lernt man unter anderem Jamil aus Syrien, Keba aus Gambia oder Enis aus dem Kosovo kennen und erfährt von ihren Hoffnungen und Ängsten.

Mehr noch: Sie erinnern eindringlich an das eigentlich Offensichtliche – wo Individuen anstatt einer grauen, schwammigen Masse von Zuwanderern und Hilfesuchenden gesehen werden, kann es keine Bühne für Vorurteile oder Berührungsängste geben. Denn auch das steht schon im Grundgesetz: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Martin Gommels Fotoprojekt trägt dazu bei, dass dieser wertvolle Gedanke im Herzen vieler Menschen ankommt!

Hier kommt der namensgebende Titel zum Artikel, dessen Text auch gut zum Thema passt:
Depeche Mode – „People are people“

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Text: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de 2015
Foto: Martin Gommel (herzlichen Dank für die Nutzungsrechte in meinem Beitrag)